Susanne Graf

Die ganz junge Meisterin eines ganz alten Handwerks 

Die Rheinpfalz Nr. 197 

Samstag, 25. August 2007 

Rockenhausen

Grund zum Feiern

 

Grund zum Feiern im Hause Graf in Finkenbach-Gersweiler. Die 22-jährige Susanne Graf hat bei der Handwerkskammer in Kaiserslautern als Drittbeste von elf Prüflingen ihre Meisterprüfung als Steinmetz und Steinbildhauer bestanden: praktische Note 1,8. Susanne Graf führt diesen Beruf nun in der zweiten Generation weiter und will – auch wenn dieses Handwerk eher eine Männerdomäne ist – einen Traditionsberuf am Leben erhalten. Die Grafs waren, nach erfolgreicher Suche nach einem geeigneten Haus auf dem Lande, im August 1997 aus Bad Kreuznach ins Moscheltal gezogen. Bald darauf eröffnete Susannes Vater Karl-Heinz Graf in der Finkenbacher Hauptstraße einen Steinmetz- und Steinbildhauer-Meisterbetrieb. Bereits Grafs Eltern besaßen im Odenwald einen Natursteinbetrieb, wo er von klein auf mit dem Hartgestein in Berührung gekommen ist. Vater Graf legte 1986 seine Meisterprüfung ab.

 

Flexen in Dijon

 

Schon von Jugend an wusste Susanne Graf, dass sie einmal in die Fußstapfen ihrer Vorfahren treten will, um irgendwann den Betrieb des Vaters weiter zu führen. Mit Begeisterung „kläpperte“ sie schon als Kind am Stein und sammelte in Schulpraktika Erfahrungen in einem Sandstein verarbeitenden Betrieb. Während ihrer im Jahr 2000 begonnenen, dreijährigen Lehre zum Steinmetz und Steinbildhauer kam sie auch als Austauschschülerin ins französische Dijon. Dort hat Susanne Graf viel über den Umgang mit Pressluft- und Flexgeräten gelernt. Das Dijon-Gestein, ein Hartgestein ähnlich dem Granit, hat sie hauptsächlich zu Balustern und Mosaiken gestaltet. Klar, dass Susanne Graf mit Erreichen des 18. Lebensjahres nicht nur die Führerscheinprüfung, sondern auch die im Steinmetzbetrieb erforderlichen, Zusatzprüfungen machte: die Erlaubnis für das Führen von Anhängern und den Gabelstabler- Führerschein. Damit konnte sie im elterlichen Betrieb voll eingebunden werden und die Urlaubsvertretung für die Eltern übernehmen. Nach der Ausbildung war die damals 19-jährige Steinmetz- und Steinbildhauerin fast ein ganzes Jahr lang auf der „Walz“ durch Deutschland, vom Harz bis in den Odenwald. Hier war sie in einigen größeren Betrieben beschäftigt, lernte die Arbeit mit Großmaschinen kennen, sowie die Verarbeitung und Politur von Granit und Hartgesteinen. Wegen der Zusage eines Fortbildungsplatzes bei der Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern, beendete Susanne ihre Tour durch Deutschland früher geplant. Diese Chance wollte sie sich nicht entgehen lassen.

 

Familienbetrieb bald komplett

 

Hier arbeitet sie – im Gegensatz zum Vater, der sich mehr dem Hartgestein verbunden fühlt – vornehmlich mit dem heimischen Sandstein. Nachdem sie 2006 ihre theoretische Prüfung erfolgreich ablegte, bekam sie nun ihre praktische Prüfungsarbeit zurück. Als Prüflingsstück hatte Susanne Graf in reiner Handarbeit, nach Steinmetztradition, ein Vierpass-Maßwerk geschaffen. Jetzt kann der Steinmetz- und Steinbildhauerbetrieb Graf mit zwei Meistern werben. Mutter Annette kümmert sich neben dem Haushalt um Büroarbeiten und legt mit Hand an, wo es fehlt. Wenn der 20-jährige Sohn Sascha seine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann absolviert hat, ist der Familienbetrieb komplett. Das Hauptgeschäft der Grafs liegt im Friedhofsgewerbe. Grabdenkmäler, Abdeckungen, Einfassungen, Inschriften und Grabreinigungen sind die meist anfallenden Arbeiten. Sie stellen aber auch Garten- und Brunnenskulpturen, Gartenmöbel, Treppen und Bodenbeläge, Namensschildern und Hausnummern oder Bronzeskulpturen her. Künftig werden nun auch mehr Arbeiten in der Sparte Sandstein angeboten.

 

 

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